Emergenza Festival Kaiserslautern - Cotton Club

15.02.2003

 

Kammgarn Cotton Club Kaiserslautern

www.emergenza.net

 

Presseartikel vor dem Gig:

In der Kammgarn will es "Splendid Mud" wissen

Band aus Neuleiningen nimmt am internationalen "Emergenza Festival" teil - Morgen Auftaktveranstaltung in Kaiserslautern

Vor ziemlich genau zehn Jahren ist "Splendid Mud" gestartet, seit mehr als fünf Jahren gibt es die neue Besetzung. Mittlerweile ist aus der einstigen Schülerband ein recht gefragtes Ensemble geworden, das auf eine ganze Palette prestigeträchtiger Auftritte zurückblicken kann und das sich gerade vor einem Jahr beim Rockbuster-Wettbewerb in Speyer gegen die Konkurrenz durchgesetzt hat.

Jetzt wollen es die sechs Musiker von "Splendid Mud" genau wissen und nehmen am internationalen "Emergenza Festival" teil, bei dem sich Bands aus ganz Europa zum Vergleich stellen. Morgen Abend ist es für Sänger Jonathan Schmitt, Bassist Florian Stockmann, die Gitarristen Dieter Will und Christian Rüdiger, Drummer Markus Ortes und Keyboarder Thomas Goger soweit.

170 Bands haben sich in Süddeutschland für den Wettbewerb angemeldet, damit gibt es für "Splendid Mud" reichlich Konkurrenz. "Unser erstes Ziel ist es, am Wochenende unter den ersten Vier zu landen, denn die kommen dann in die nächste Stufe des Wettbewerbes, die ebenfalls in Kaiserslautern in der Kammgarn ausgetragen wird", so Florian Stockmann.

In diesen ersten beiden Stufen entscheidet das Publikum im Saal in einer offenen Abstimmung, welche Bands weiterkommen. Beim lokalen Finale kommt dann auch eine Fachjury mit ins Spiel, die an der Entscheidung mitwirkt. Jede Band - am Freitag treten in der Kammgarn acht Bands an, am Samstag stellen sich weitere acht vor - hat eine halbe Stunde Zeit, um sich zu präsentieren. Davor gibt Emergenza allen die Chance zum Soundcheck, so ist es zumindest auf der Homepage des Wettbewerbs zu lesen.

Die Bands, die in den Städten gewonnen haben, nehmen dann vom 8. bis zum 10. August am europäischen Finale teil, das in diesem Jahr im Taubertal als Open-Air stattfindet. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg für "Splendid Mud".

"Die Idee für die Teilnahme an diesem internationalen Vergleich ist uns eigentlich gemeinsam gekommen", berichtet Florian Stockmann der RHEINPFALZ und gibt dabei die Parole aus: "Weiterkommen und die zweite Runde erreichen ist alles." Um dies zu schaffen, wird die Band ausschließlich mit ihren brandneuen Songs in Kaiserslautern aufwarten, Titel die selbst die Fans noch nicht kennen, beispielsweise "The Worst is yet to Come". Der einzige Song, der bereits auf einen Silberling gepresst wurde und am Freitag zu hören sein wird ist "The Innocents". Der Titel liefert auch den Namen für die aktuelle Maxi-CD, die von der sechs Bandmitgliedern in Eigenproduktion hergestellt wurde und die auch im Eigenvertrieb unters Volk gebracht wird.

Stilistisch bewegt sich "Splendid Mud" zwischen Heavy Metal und Progressive Rock, gibt Stockmann weiter an und fügt hinzu: "Wir sind ein bisschen radiotauglicher mit unserer Musik geworden."

Die aktuelle Entwicklung innerhalb der Band stößt auf eine positive Resonanz. Das bestätigt auch die Fachwelt, denn über die aktuelle Maxi-CD wurde viel Gutes geäußert und anerkannt, dass die Band "Uneinheitlichkeit und Ziellosigkeit" vergangener Tage hinter sich gelassen habe.

Nicht schlecht liest sich auch die Liste der Veranstalter, die im Großraum Mannheim/Heidelberg und Worms mittlerweile "Splendid Mud" für Auftritte gebucht haben. Trotzdem basiert die Musik noch auf den einst gesteckten Zielen, lebt von einer ausbaufähigen Rockgrundlage, die dunkel aggressiv klingen kann, aber deutlich melodiöse Züge erkennen lässt. So hat ein Song es auch geschafft, auf einem Sampler zu landen, auf dem weit berühmtere Interpreten vertreten sind. "Splendid Mud" hofft morgen natürlich auch auf die Fans aus dem eigenen Umfeld, denn wie schon erwähnt, das Publikum entscheidet in der ersten Runde, wer es letztendlich packt.

 


Presseartikel nach dem Gig:

Die Sache mit dem Zählen der Hände

Vorausscheidung zum "größten Nachwuchswettbewerb Europas" bringt 14 Gruppen an zwei Abenden in den Cotton Club

Dem Nachwuchs eine Chance! Dieser ultimative Imperativ ist nicht nur Philosophie im Fußball, er greift auch in Musikdeutschland. Das belegen Pionierprojekte wie der Bandpool in Baden-Württemberg, der jungen Bands die Chance gibt, für eine begrenzte Zeit mit einem professionellen Umfeld zu arbeiten, wie es dort heißt. Solche Möglichkeiten bietet Emergenza seinen Teilnehmern zwar nicht, trotzdem ist der "größte Nachwuchswettbewerb Europas" eine ernst genommene Adresse unter den Musikkonkurrenzen. Am Freitag und Samstag fand die Vorausscheidung erstmals in Kaiserslautern statt; der Andrang der mitgereisten Freunde und Unterstützer, die später noch eine gewichtige Rolle spielen sollten, sprengte zeitweise fast den Rahmen im Cotton Club.

Nicht weniger als 14 Gruppen aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg traten an beiden Abenden an unter der Vorgabe, die vier besten von ihnen zu ermitteln, die dann in die folgende Runde einziehen und sich hoffentlich in einer der Endrunden in den Metropolen Europas wie Barcelona oder London wiederfinden. Bis dahin ist es freilich ein weiter Weg, und so musste erstmal bescheiden die Hürde Kaiserslautern gerockt werden, bevor irgendeine Reise angetreten wird.

Am Freitag versuchten sich unter anderem zunächst "Splendid Mud" aus Heidelberg mit zeitgenössischem, austariertem Gitarrenrock, den man ruhig vorzeigen durfte. "Splendid Mud" und Sänger Jonathan Schmidt gefielen am ersten Abend und bekamen verdienten Applaus.

Das Reglement wirkte dagegen ein wenig diffus. Der Moderator redet vom Zählen der Hände und starrt angestrengt über sein Mikrofon hinweg. Was da ins verrauchte Halbdunkel gereckt wird, sind natürlich vornehmlich die Hände der erwähnten Freunde und Unterstützer. Von der auf der Internetseite angeführten Jury, deren Entscheidung ebenfalls einfließen sollte, war plötzlich keine Rede mehr. Die einfache Arithmetik regierte vielmehr, und weil jeder nur eine Hand gleichzeitig benutzen durfte, ergab sich da eine interessante Zahlenreihe.

Aber weiter: Auch "Thy Cry" aus Kaiserslautern überzeugten und landeten am Ende sogar auf dem dritten Platz, das vorab. Die Gruppe mit ihrem stimmgewaltigen Frontmann Pouya Nemati und Schlagzeuger Toni Düll, der zusätzlich als Drummer der Punkrockband "Sacred" vertreten war, bot geschmackvollen, leicht elegischen Bluesrock, der wirklich gelungen war und vor allem durch ein variables Tempo bestach.

Eine Nachlese wie diese kann natürlich immer nur bedingt repräsentativ sein, beschränkt sie sich doch auf wenige ausnahmslos subjektive Highlights; deshalb an dieser Stelle bereits ein Kompliment an alle Bands, die alle ebenso ausnahmslos auf hohem Niveau agierten. Wie "Fugo": Das lokale Quartett, dessen gemischtes Line-up Aufmerksamkeit erregte, ist so ein Fall. Sänger Christian Meffert, der auch Gitarre spielt, wird auf der Bühne von seinen beiden Mitmusikerinnen Katrin Uhrig und Lena Schmelzer flankiert. Die vier machen Punk und legten einen überzeugenden Auftritt hin, der nicht nur ein unbestreitbares Songwritertalent offenbarte, sondern auch bereits eine gehörige Routine im Umgang mit der Menge. "Fugo" landeten später auf Platz vier und qualifizierten sich damit ebenfalls für die kommenden Runde.

Eine große Erwartungshaltung, die sich immer irgendwie einstellt, wenn einem der Ruf erstmal vorauszueilen beginnt, ist so eine Sache: Die "Stoned Plastic Ducks" wurden an dieser Stelle unlängst zu Recht zu einem der hoffnungsvollsten Vertreter der hiesigen fragmentarischen Szene erklärt. Sie hielten auch irgendwie stand am Samstag, obwohl nichts wie sonst war. Der gewohnt kryptische, hypnotische und sinister vertrackte Sound der Band wollte seinen Weg ins Publikum nicht so recht finden. Einen Besetzungswechsel an einer der beiden Gitarren gab es außerdem festzustellen; ein wenig merkte man das dem Quintett auch an. Zwar überzeugte das kurze, kompakte Set, allerdings nicht in der gewohnten Weise. Aber auf Kommando brillant sein, das können eben nur die "Backstreet Boys". Deswegen setzen wir an dieser Stelle auch weiterhin auf die "Plastikenten".

Ach ja, dann war da noch "Sonic Season", ein junges Gitarrenduo aus dem Saarland. Emanzipatorischer Akkustikpop mit Wiedererkennunsgwert war es, der den beiden zum zweiten Platz verhalf. Es lässt sich nichts Schlechtes sagen über den gefälligen Gig der beiden Damen, die das Publikum auf ihre Seite brachten. Gratulation.

Die Sieger des Wochenendes erzwangen die Entscheidung vergleichsweise unspektakulär und ohne große
Vorgeschichte: Das "Ska Einsatzkommando" aus Zweibrücken hämmerte kurz vor Schluss kompromisslos Gute-Laune-Attacken in die Menge und stürmte jeden Widerstand förmlich nieder. Die vielköpfige Formation um die beiden Sänger Oliver Senger und Mathias Bischoff hatten Genre-üblich eine Bläserfraktion im Gepäck und lieferten sehr gut durcharrangierten ekstatischen Ska, der die Band bereits ins Vorprogramm von "Snailshouse" hievte. Als es an die Auswertung der Stimmen ging, ergab das in der Summe dann den ersten Platz, und so müssen sich die Zweibrücker in nächster Zukunft in der kommenden Runde bewähren.

Von unserem Mitarbeiter: Thorsten Klein

RON - RHEINPFALZ ONLINE, Montag, 24. Mär , 03:45 Uhr

 

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